Apps auf Rezept

Healthcare-Start-ups tüfteln an innovativen Gesundheitslösungen. Eine Herausforderung bleibt der Datenschutz.
Illustrationen: Wyn Tiedmers
Illustrationen: Wyn Tiedmers
Carolin Wilms Redaktion

Leid und Nöte der Menschen beseitigen und zukunftsfähige Arbeitsplätze schaffen – nicht weniger nehmen sich Gründer von Healthcare-Start-ups vor. Um das hiesige Gesundheitswesen, das während der Pandemie einen Stresstest durchläuft, wird Deutschland vielfach beneidet. Gleichzeitig gibt es bei der Digitalisierung noch viel zu tun. So erhalten konventionelle Gebiete aus der Pflege und der psychischen oder körperlichen Gesundheit neue Impulse durch bislang unbekannte Geschäftsmodelle: Seien es Online-Portale mit verschiedenen Kursen für psychisch Kranke, die das Berliner Start-up „Selfapy“ anbietet oder Sensormodule für Pflegebedürftige, die das Start-up „Moio“ aus Fürth entwickelt hat und dafür im Jahr 2018 mit dem EY Public Value Award ausgezeichnet wurde.

 

Mit ihren Innovationen ergänzen die Start-ups teilweise bereits bestehende Versorgungsstrukturen durch orts- und zeitunabhängige Online-Angebote. Sie bieten mit neuen Technologien aber auch disruptive Geschäftsmodelle an, die bisher oft an politischen Rahmenbedingungen gescheitert sind. Seit das Digitale-Versorgung-Gesetz im Januar 2020 in Kraft getreten ist, können gesetzlich Versicherte etwa Gesundheits-Apps auf Kosten der Krankenkassen nutzen.

 

Das trifft aufseiten der Patienten auf Entgegenkommen, wie Studien des Digitalverbandes Bitkom aus dem Jahr 2020 ergeben haben: Fast sechs von zehn Befragten können sich gut vorstellen, Gesundheits-Apps zu nutzen. „Nach zwanzig Jahren gesundheitspolitischer Lethargie kommt jetzt Schwung in digitale Gesundheitsangebote“, sagt Bitkom-Hauptgeschäftsführer Dr. Bernhard Rohleder. Laut der Studie finden rund zwei Drittel, es sei mehr Tempo beim Ausbau digitaler Gesundheitsangebote nötig.

 

Dass die Zukunftsfähigkeit des Gesundheitswesens und damit die Betätigungsfelder für Healthcare- Start-ups deutlich über Apps hinausgehen, zeigt auch die Themensetzung der „Digital Health“-Konferenz des Verbandes: Neben E-Health und Telemedizin werden in Künstlicher Intelligenz, Big Data und Virtual Reality auch für Start-ups Potenziale in der Digitalisierung und Vernetzung des Gesundheitswesens gesehen.

 

So ist die Verarbeitung von großen, teils unstrukturierten Datenmengen aus dem Gesundheitswesen für solche Start-ups interessant, die neue Erkenntnisse und Zusammenhänge sowohl in der personalisierten Medizin (wie das Leipziger Start-up „Raylytic“) als auch im Gesundheitsmonitoring (wie das Münchner Start-up „Bio Data Analysis GmbH“) erhalten wollen.

 

Allerdings sind beim Datenschutz noch nicht alle rechtlichen Voraussetzungen geschaffen. Bei aller Aufgeschlossenheit für die digitale Gesundheitsversorgung verlangen als Voraussetzung knapp zwei Drittel der potenziellen Nutzer ein Höchstmaß an Datenschutz und -sicherheit, wie eine Bitkom-Studie aus dem Jahr 2019 zeigt. So sagt Bitkom-Präsident Achim Berg mit Blick auf eine entsprechend ausgestaltete Elektronische Patientenakte: „Bei gleichzeitiger Wahrung des Datenschutzes könnte die medizinische Versorgung so deutlich verbessert werden.“

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