Ein »kurzer Piks« kann die Sehkraft erhalten

Ein Diabetes mellitus kann die Netzhaut schleichend schädigen, etwa durch ein diabetisches Makulaödem. Medikamente können die Entwicklung stoppen – und die Sehkraft sogar wieder verbessern.
Prof. dr. Ramin Khoramnia  Leiter der Sektion für Experimentelle Chirurgie, Oberarzt, Augenklink der Universitätsklinik Heidelberg
Prof. dr. Ramin Khoramnia Leiter der Sektion für Experimentelle Chirurgie, Oberarzt, Augenklink der Universitätsklinik Heidelberg
Alimera Sciences Ophthalmologie GmbH Beitrag

Herr Professor Khoramnia, was versteht man unter einem diabetischen Makula-ödem?
Das diabetische Makulaödem (DMÖ) zählt zu den schwerwiegenden Folgen, die durch einen Diabetes mellitus ausgelöst werden können. Im Kern geht es darum, dass durch die Zuckerkrankheit Nerven und Blutgefäße geschädigt werden können. Das gilt auch für die feinen Blutgefäße im Auge, die die Netzhaut versorgen. Im Rahmen der Erkrankung werden die Gefäße „undicht“, es tritt Flüssigkeit aus und es kommt zu einer Schwellung im Bereich der Makula, dem Ort des schärfsten Sehens. Diese Schädigungen beeinträchtigen das Sehvermögen. Von den rund sieben Millionen behandelten Menschen mit einem Diabetes in Deutschland leiden etwa 420.000 Menschen im Alter über 50 Jahren an einem DMÖ. Ein Problem der diabetischen Netzhauterkrankung besteht darin, dass der Prozess oft schleichend ist und zunächst häufig gar nicht bemerkt wird. Da diabetische Netzhautveränderungen unbehandelt zur Erblindung führen können, sind regelmäßige Kontrolluntersuchungen beim Augenarzt so wichtig.

 

Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es?
Ein klassisches Vorgehen ist die Behandlung mit dem Laser, vor allem in den peripheren Bereichen der Netzhaut. Mittlerweile werden jedoch vorwiegend Medikamente eingesetzt, die direkt ins Auge gegeben werden. Sie haben den Vorteil, dass sie die Schädigung der Netzhaut und der Makula nicht nur aufhalten, sondern sogar zu einer Verbesserung des Sehvermögens führen können. Zu diesen Medikamenten zählen sogenannte VEGF-Hemmer. Dazu muss man wissen, dass das Auge bei Diabetikern aufgrund der Veränderung der Gefäße mit Sauerstoff unterversorgt sein kann. Deswegen wird der Botenstoff und Wachstumsfaktor VEGF produziert, der die Neubildung von Gefäßen anregt. Unter anderem sorgt er auch dafür, dass Blutgefäße durchlässiger werden – es kann also Flüssigkeit austreten. VEGF-Hemmer unterbinden die Bildung dieser neuen, unerwünschten Gefäße, und die Schwellung im Bereich der Makula nimmt ab. Sie haben allerdings den Nachteil, dass sie häufig, z.T. alle vier bis sechs Wochen, verabreicht werden müssen. Eine Alternative mit guten Erfolgen ist die Behandlung mit speziellen Kortikoiden, also Entzündungshemmern. Sie wirken unter anderem ebenfalls wachstumshemmend. Vor allem aber können sie über ein kleines Implantat im Auge kontinuierlich freigesetzt werden, Betroffene müssen nicht mehr so oft zur Behandlung. Ein aktuell weiterentwickeltes Implantat kann seinen Wirkstoff sogar über mehrere Jahre hinweg abgeben.

 

Wie verläuft die Behandlung?
Die Medikamente werden mittels einer winzigen Spritze in den Glaskörper des Auges gespritzt. Das dauert nur wenige Sekunden, und die Oberfläche des Auges wird vorher betäubt. Die Patienten verspüren lediglich ein leichtes Druckgefühl. Das bei der Behandlung mit Kortikoiden eingesetzte Implantat ist viel kleiner als eine Bleistiftspitze und wird ebenfalls über eine kleine Kanüle in den Glaskörper des Auges eingebracht. Der Eingriff findet ambulant statt, und die Patienten können anschließend wieder nach Hause.


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